Das Planetenschloss 21

Das Planetenschloss 21

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Seondeok stapfte schweigend weiter und fragte dann: „Was war da los, als Lori in dem Raum mit dem Schleimwesen in der Luft hing? Warum kann ein Menschenkind auf einmal fliegen? Meine Messdaten liefern mir dafür keine Erklärung.“

Der Kwan-Ritter lachte. „Das wundert mich nicht. Wenn ich recht habe, ist die Energie, die für diese Verwandlung notwendig war, seit Jahrtausenden nicht mehr … warte. Da ist irgendwas.“

Herr Terramar duckte sich hinter einen Schachtelhalm und bog die Zweige auseinander. Vor ihnen erstreckte sich eine Lichtung. Sie war von einem violetten Nebel erfüllt, der von innen heraus leuchtete, und so zugleich erhellte und verbarg. Der Boden war vollkommen mit den Kupfer-Hexagonen bedeckt. Inmitten der Lichtung erhob sich ein ebenfalls sechseckiger Schatten, der bis zu den Wipfel emporragte. Wenn die Nebelschwaden für einen Moment auseinandertrieben, wurde das Funkeln eines kristallinen Materials sichtbar. In den Tiefen des Blocks ruhte eine unbewegliche Gestalt. Ein Klingen erfüllte die Luft, als schlüge irgendwo im Nebel ein Windspiel aus feinsten Kohlenstoffverbindungen aneinander.

„Komm!“ Herr Terramar richtete sich auf und ging voran. Seondeok folgte in einigem Abstand mit Lori im Arm. Der Nebel verdichtete sich um sie herum, als würde er sie neugierig beschnuppern, bevor er ihnen als wirbelnder Tunnel Durchlass zu dem Konstrukt in der Mitte der Lichtung gewährte.

Eine humanoide Gestalt saß inmitten des sechseckigen Blocks, eingefasst wie ein Insekt im Bernstein. Sie schien tot oder schlafend. Der Kopf mit den langen, weißen Haaren war auf die Brust gesunken. Die Arme, länger und dürrer als die eines Menschen, ruhten, umhüllt von den Ärmeln einer Robe in der Farbe des ersten Sonnenaufgangs über dem Rand der Wüste, auf den Armlehnen eines Throns, der, verschraubt und glattschimmernd, aus Perlmutt und edlem Plastik gefertigt zu sein schien. Die Gestalt war barfuß, und die Füße zeigten drei Zehen, die an die Auswüchse der Bärlapppflanzen erinnerten. An dem Thron lehnte ein gewaltiges Schwert. Es war ein Zweihänder mit nackter, schwarzer Klinge, über die Spiegelschatten des wallenden Nebels irrten.

„Unbekannte Lebensform“, schnarrte Seondeok. „Keine Biodaten. Keine elektrische oder mechanische Aktivität. Hohe thaumaturgische Strahlung, allerdings ist die Quelle nicht auszumachen. Alles hier ist so magisch, dass es die Sensitivität der Messinstrumente überfordert. Ich würde sagen, wer oder was auch immer das ist, es ist tot.“

„Es ist nicht tot“, flüsterte Herr Terramar, während er sich dem Thron im Kristall näherte. „Das ist einer der Alten, und die die Magie, die du hier registrierst, geht zum großen Teil von ihm aus.“ Der Ritter schloss die Augen und legte die Hand an den Kristall. Ein Summen mischte sich in das feine Klirren, das von überall her zu kommen schien, und schwoll rasch an.

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