Bücher 2025
Bücher 2025
Drei verwandte Titel:
„Die blutrote Kammer“ von Angela Carter, „Leckermäulchen“ von Asja Bakić und „In fernen Gefilden“ von Joanna Russ. Stories, die auf unterschiedliche Weise zeigen, was Phantastik sein kann, alle mit dezidiert feministischer Perspektive, alle erzählerisch eigenwillig und fesselnd. Vor allem Carter und Bakić dabei auch verstörend, teils unangenehm.
Klassische Fantasy hingegen, neu entdeckt: „Der schwarze Drache“ von Barbara Hambly und „Death’s Master“ von Tanith Lee. Die Fantasy der 1980er hat einen schlechten Ruf in meinen Kreisen: trashig, lieblos, klischeehaft, schlecht übersetzt. Diese beiden Titel sind alles andere als das, eher späthippieske oder schon punkige Ausweitungen des Schwert und Zauberei-Genres, die (wieder) viel mehr Bekanntheit verdienen.
Ähnlich Oliver Plaschka mit dem „Licht hinter den Wolken“. Dieser Roman ist erklärtermaßen aus einer Rollenspielrunde entstanden, was ja zur Vorsicht gemahnt. Hier klappt es: sprachbewusste Fantasy, die viele Klischees umschifft und vor Traumhaftem nicht zurückschreckt.
Begonnen habe ich nach einem kurzen London-Besuch „Mother London“ von Michael Moorcock, aber schnell gemerkt, dass ich für so einen umfangreichen, dichten Text ein anderes Umfeld brauche — Wiedervorlage.
Den neuen Pynchon habe ich noch nicht, kommt vielleicht zwischen den Jahren.
Olga Tokarczuk „Gesang der Fledermäuse“. Bei Nobelpreisbüchern ist oft Vorsicht geboten. Das hier ist sehr lustig und kunstreich. Von der Autorin lese ich noch mehr.
„Maror“ von Lavie Tidhar hat mich sehr gefesselt, ein wirbelnder Krimi in wüstenhafter Sprache, zugleich Geschichte und Porträt Israels. Stark.
2025 hatte wie immer viel Abgebrochenes und Halbgutes, bei Fantasy und SF ist immer Ausschuss dabei, wo du nach 50 Seiten merkst, es wird nicht mehr besser. Ein ganz, ganz schlimmer Reinfall war leider „Skyrmionen“ von Dath, der mich regelrecht wütend gemacht hat, und den ich aus Fassungslosigkeit sogar zuende gelesen habe. Ich pausiere diesen einst von mir geschätzten Autoren bis auf Weiteres. Er verliert seine Romane wie Bäume Blätter, und ich will diese wirren, modrigen Haufen nicht mehr umwälzen.
Die deutsche Gegenwartsliteratur hat es bei mir (oder ich mit ihr) nach wie vor schwer. Vieles interessiert mich nicht, die immer noch stark vertretene Anbindung ans „echte Leben“, due „Themen der Zeit“, das langweilt mich, und sprachlich schreckt mich beim Reinblättern sowohl das bewusst Alltagssprachliche als auch die „schöne Sprache“ mit den „gelungenen Formulierungen“. Eindruck: Entweder entfremden sich da irgendwelche Jonasse und Annamarias über Erbschaften in Brandenburg oder ich erhalte auf 170 großzügig bedruckten Seiten SMS-Prosa über Kindheiten, wo alles erwartbar doof war, aber Fernsehen. Bestimmt unfair. Vielleicht nehme ich mir da für 2026 mal Vorurteilsabbau vor.
Ach, eins gab’s da doch, nämlich den schmalen „Elefant auf dem Dach“ von Freund Frank Böhmert. Lebendige Spielzeuge schnurren durch ein herzlich porträtiertes Neukölln. Nur noch antiquarisch, lohnt.